Sinn und Sinne

Glitzer – Sonnige Tage zwischen Extremen

Kleine Auszeit

Gestern hat es nicht mehr gereicht für einen Beitrag. Aber ich bin noch nicht abgetaucht. Obwohl die Vorstellung verlockend ist, sich einfach die Bettdecke über den Kopf zu ziehen, alle Nachrichten auszuschalten und von besseren Zeiten zu träumen. 

Das Verrückte ist, dass ich gestern durchaus einen wunderbaren Tag verlebt habe. So einen Gefühls-Wellness-Freundinnen-Tag mit allem drum und dran. Meine Freundin hat mich besucht. Wir haben ausgiebig gequatscht, über Job und die Welt, über unsere Hobbies, Menschen und die Dinge, die sich seit jetzt mehr als zwei Jahren und gerade aktuell da draußen tun. 

Bewusst und dankbar

Wir sind uns so stark bewusst und sehr, sehr dankbar dafür, dass wir ein Riesenglück haben, dass wir uns friedlich treffen und erst mal einen Kaffee miteinander trinken können. Mein Mann hat dazu sogar noch eine Kitzinger Spezialität besorgt: Eierringe, ein Buttergebäck, das mindestens 12 knusprige Zacken zum Abknabbern bietet. Echt ein Genuss, den es traditionell eher zum Jahreswechsel bzw. um Dreikönig gab.

Am Mittag sind wir in den Nachbarort gestartet und haben genau ein Restaurant offen gefunden, das uns dann köstlich bewirtet hat. Luxus pur! Bauch voll. Nach kurzer mehr oder weniger unfreiwilliger “Stadt-Rundfahrt” sind wir weiter zum Friedwald und haben dort einen Besuch bei der “Mama” bzw. “ihrem” Baum gemacht. Die Sonne strahlt dazu. Die Wege tauen auf und wir versinken ein gutes Stück im Matsch. Wir nehmen uns noch etwas Zeit für eine kleine Spazierrunde. Diese Vorfrühlingssonne tut so gut!

Nervenpflege

Der neu eröffnete Klosterladen ist auch einen Besuch wert. Wir gönnen uns jeweils einen Cappuccino und dürfen ihn sogar an einem Platz draußen in der Sonne sitzend trinken. Eine Auszeit mit Glücksgefühlen, obwohl wir nicht vergessen, dass wir uns hier gerade ausklinken. Unsere Freundschaft erleben und einfach mal nur im Augenblick sein. So gut für das Nervenkostüm! “Wir werden geliebt” – Die Aussage lässt die frommen Damen noch heller strahlen.

Treffen, das zweite

Auch am heutigen Freitag scheint die Sonne und schafft es bis 10 Uhr, das Eis abzutauen. Ich bin unterwegs nach Würzburg, um mich mit einer weiteren Freundin zu treffen. Wieder Glück gehabt, ich bekomme noch einen Platz auf der Talavera. Schilder weisen darauf hin, dass ab Samstag der ganze Platz gesperrt wird. Ich vermute, für das immer noch geplante Frühlingsfest? Ein riesiges Zelt steht sowieso schon dort, für die Corona-Teststrecke. Also auf in die Innenstadt. Unterwegs beäuge ich noch den riesigen, silberglänzenden Behälter, der in das Kraftwerk am Hafen eingesetzt wurde und noch ca. 6-8 m aus dessen “Dach” herausragt. Was für ein “Monster”!

Planen? Glückssache!

In der Innenstadt angekommen, wird klar, dass heute nicht die Zeit für ein ausführliches Gespräch bleibt. Meine Freundin ist im Mega-Stress. Unter anderem, weil sie gerade akute Personalsorgen hat und die Kunden schon bis draußen anstehen. Also nur kurz. Helfen, in dem ich selber in den Kittel schlüpfe, kann ich leider nicht aus dem Stehgreif. Ganz ohne Einarbeitung funktioniert das nicht. So vertrösten wir uns gegenseitig auf später. 

Wann dieses “später” sein wird, wissen wir nicht. Im Moment erscheint nichts planbar. Und zusätzlich scheint es so, dass derzeit die einen im Dauerstress stehen, während die anderen beruflich in der Warteschleife hängen oder bereits in Richtung Ruhestand rausgeschubst wurden. Wir fragen uns, worauf allenthalben so gewartet wird? Keine Ahnung.

Es sollte sich aber bald etwas tun. Genau. Was könnte es sein, das ich jetzt tun soll? Worauf warte denn ich?

Schatten

Einer hat nicht mehr länger gewartet. Einer, der uns erneut in Unsicherheit und Angst erstarren lässt. Und dessen Aggression die Welt vermutlich noch stärker verändern wird, als diese ganze Pandemieangelegenheit. Es fällt mir schon nicht leicht, den sonnigen Vormittag in der Stadt für einen Spaziergang zu nutzen. Einmal durch den Residenzgarten und wieder zum Parkplatz zurück. Die Gedanken lassen sich dieses Mal nicht so einfach beiseite schieben. Nun hätte ich zwar Zeit. Für einen Einkaufsbummel, zum Beispiel. Aber ich brauche echt nichts, was ja gut ist. Bin nicht mal in Stöberlaune. 

Rückzug

Also dann ab durch die Mitte. Da wäre noch die Idee, eine Bekannte anzurufen, die ich auch schon lange nicht mehr getroffen habe. Nein, ich mag nicht. Boah, ich habe den Verdacht, dass ich langsam unsozial werde. Nee, es reicht. 

Ich fahre nach Hause, koche mir einen Tasse Kaffee und esse einen übriggebliebenen Eierring dazu. Wenigstens die Waschmaschine kann noch etwas arbeiten. Zwei Ladungen passen auf die “Leine”. Den Rest des Nachmittags verbringe ich nicht gerade kreativ, sondern ziehe mich mit einem der frisch ausgeliehenen Bücher zurück. Etwas anstrengende Lektüre von Fee Brembeck “Jetzt halt doch mal die Klappe, Mann! – Warum wir auf Mansplaining keinen Bock mehr haben.” Ich bin nicht mehr auf dem Laufenden – Wat is dat dann? – und versuche, diese Bildungslücke zu füllen. 

Nachrichten – schwer verdaulich

Zum Abendessen schiebe ich eine Mangold-Quiche in die Röhre. Mangold aus dem eigenen Garten. Garantiert ungespritzt. So kann ich denn auch gelassen den Artikel über Spinat aus der VCR überfliegen. Industrie- und Pestizidfutter. Immer wieder schlimme Nachrichten.

Schlimme Nachrichten springen mir ebenfalls direkt ins Gesicht, als ich mich aufraffe, heute doch noch einen Beitrag zu verfassen. Dafür muss ich erst den Browser öffnen, was bedeutet, dass die Schlagzeilen von MSN aufploppen. Eigentlich mag ich mich gar nicht darum kümmern. Tue es dann aber doch. Vor allem zu Dokumentationszwecken. Was für eine Zeit! 

Hier eine kleine Auswahl:

  • Ukrainisches AKW angegriffen
  • Gasprom dreht Deutschland den Hahn zu
  • Nato beobachtet den Einsatz von Streubomben
  • Drückt Putin auf den roten Knopf?
  • Nun auch Sperre der Internetseiten – BBC und Deutsche Welle in Russland nicht mehr erreichbar.
  • Energie-Versorgung in Bayern – AKW in Grundremmingen bald wieder in Betrieb?

Und dazu heute morgen an der Tankstelle: erstmals über 2 Euro für den Liter Superbenzin.

Extremer Kontrast

Extremer könnte der Kontrast zu unserem Freundinnen-Erleben gar nicht sein.

Trotzdem:

 

  • Kopf hoch! 
  • Der Frühling kommt!
  • Nimm, was dir die Welt gerade an Gutem zu bieten hat. 

 

Dann ist der Rest hoffentlich besser zu ertragen.

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